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Reiseberichte Inselabenteuer mit Schwarzbarsch und Amberjack
Frank Brodrecht
Italien

Inselabenteuer mit Schwarzbarsch und Amberjack

Wir hatten bereits von einsamen Stauseen mit kapitalen Schwarzbarschen gehört und über die windige Passage zwischen Korsika und Sardinien gelesen, in der sich die Räuber des Mittelmeers versammeln würden. Die Testreise im vergangenen Oktober allerdings übertraf alle Erwartungen!

Auf Schwarzbarsch

Sympathiepunkte von der ersten Minute an: Im Direktflug von Düsseldorf nach Olbia auf Sardinien in knapp zwei Stunden. Weitere 40 Minuten mit dem Mietwagen durchs Hinterland, und schon stehen mein Sohn Ben und ich mit leichtem Gepäck in der Rezeption unseres Hotels am Lago del Liscia. Eine Oase der Stille, mit einem Panoramablick über den Stausee. Die ersten Würfe mit der ultraleichten Spinnrute direkt in der Bucht unterhalb des Hotels in der Abenddämmerung, und schon klatscht der erste Schwarzbarsch auf Bens Softjerk. Was für ein Start in unser Bass-Abenteuer!

Quote Dieses neue Programm ist ein Muss für jeden Raubfisch-Angler, der sich einmal so richtig beim Bass-Fischen austoben möchte. Mit oder ohne Boot, mit oder ohne Guide. Dazu ein erstklassiges Vier-Sterne-Hotel mit Panoramablick über den See, Vollpension inklusive!

In den nächsten drei Tagen lernen wir nicht nur den außergewöhnlichen Service des Hotels zu schätzen und freuen uns auf das erstklassige Vier-Gänge-Menü am Abend (Vollpension inklusive!), sondern erleben – das Wichtigste von allem – eine Bassfischerei vom Allerfeinsten. Ich muss gestehen, ich war voreingenommen: Viel Wirbel um kleine Fische – irgendwie typisch amerikanisch.

Doch die Schwarzbarsche im Liscia-Stausee sind weder klein noch langweilig. Mal übervorsichtig und kaum an den Haken zu bekommen, mal explosiv mit knallharten Einschlägen in der Rute, aber alles andere als leicht zu fangen. Wir zahlen erst einmal Lehrgeld, versenken unsere Köder reihenweise in den versunkenen Bäumen, und selbst beim Fischen vom Bassboot mit E-Motor und Fußsteuerung brauchen wir einige Zeit, bis wir den ersten Fisch im Kescher haben. Doch gerade deshalb begeistern wir uns von Tag zu Tag mehr für diese spannende Fischerei. Wir fangen in den drei Tagen viele Barsche, darunter einige Brecher bis satt über zwei Kilo.

Wie sich bei den Gesprächen mit regionalen Bass-Anglern herausstellt: Wir sind am Lago del Liscia goldrichtig – der Stausee ist vielleicht nicht der bekannteste, aber vermutlich der beste Schwarzbarsch-See Sardiniens! Ob mit Dropshot an den Kanten, mit leichten Gummiwürmern am Texas Rig, unbeschwerten Softjerks (unschlagbar zwischen dem Totholz) oder Poppern an der Oberfläche (der Bringer in der „blauen Stunde“ nach Sonnenuntergang) – der Fantasie bei der Montagewahl sind kaum Grenzen gesetzt.

Auf dem Meer

Vom stillen Olivenhain und einsamen Stausee direkt an die Felsküste. Wieder sind es genau 40 Minuten Autofahrt, dann können wir früh am Morgen unser neues Quartier in Porto Pozzo beziehen. Ein einfaches, gemütliches Apartment für Selbstversorger dicht am Bootshafen des ruhigen Küstenorts. Weg mit der ultrafeinen Spinnrute, her mit der kräftigen Meeresrute, denn noch heute soll es mit dem Shardana-Team zum Bootsangeln in der Meerenge zwischen Korsika und Sardinien gehen.

Das Wetter passt – und da der Wind hier im Norden Sardiniens oft kräftig weht, will Käpt’n Michele den Tag nutzen. Der junge Italiener ist auf dem Meer groß geworden und bildet zusammen mit Papa Guiseppe das Shardana Fishing Team, das sich überregional einen Namen gemacht hat: mit verlässlich spektakulären Fängen über die gesamte Saison. Besonders die Zeit von Mitte September bis Mitte März hat es dabei in sich: Zum einen, weil die Preise von Flügen, Mietwagen und Unterkünften in der Nebensaison viel günstiger sind. Zum zweiten, weil das Meer zwischen Korsika und Sardinien in der kalten Jahreszeit oft ruhiger ist als im Sommer, wenn der Seewind durch die Meerenge wie durch eine Düse pfeift. Und zum dritten, weil die großen Räuber des Mittelmeers bei kühlerem Wasser viel besser auf Kunstköder beißen, was die Angelei aktiver und spannender gestaltet.

Da bei unserem Besuch die Wassertemperaturen allerdings noch recht hoch sind, vertraut Michele bei unserer Ausfahrt dem Naturköder, und so befinden wir uns bereits zwei Stunden nach unserer Ankunft in Porto Pozzo auf Schleppfahrt mit Blick auf die Felsküste von Korsika, auf der Suche nach Bonitos oder Stöckermakrelen. Michele verkündet, dass unser Erfolg eigentlich nur davon abhänge, ob wir Köderfische finden – die Amberjacks würden nur auf unsere Köder warten.

Amberjack auf Ansage?

Und wie! Der erste Run auf den ersten Köderfisch nach gerade einmal fünf Minuten. Daumen auf die rotierende Spule, ein harter Anschlag von Michele, ein Knall, der bis nach Korsika peitscht – die 50-Kilo-Geflochtene ist glatt gerissen, der Käpt’n fassungslos, während sich eine große Brandblase an seinem Daumen bildet. Und auch die nächsten Bisse verlaufen anders als erhofft: Ein Aussteiger kurz nach dem Anschlag, Fisch Nr. 3 stiehlt den Köder vom Einzelhaken, und dann – endlich – kämpft mein Sohn mit seinem ersten Amberjack. Ein 30 Kilo schweres Muskelpaket, ein packender Fight. Und kurz darauf bin ich an der Reihe, drille einen etwa 40 Kilo schweren Blauflossenthun. Was für ein Tag!

Und was wollt ihr morgen fangen? Dentex? Okay, morgen fangen wir Dentex. Wieder dieser Optimismus beim Käpt’n. Schnell noch ein Stopp zum „Calamari-Stippen“, und bald tummeln sich rund 15 pfeilschnelle Tintenfische im Wassertank an Bord. Am nächsten Morgen fangen wir auf Ansage zähnestarrende, regenbogen-schillernde und wild kämpfende Dentex-Meerbrassen. Dieser Fischerei übertrifft einfach alle Erwartungen!

Zur Feier des Abends tafeln unsere Gastgeber nach unserer Rückkehr direkt an Bord ein grandioses Mal auf – mit frisch gebratenen Calamari, Amberjack, Pizza und viel Wein. Besser geht es nicht!